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We are Hapag-Lloyd: Lindile Purity Cwele aus Südafrika

Zur Hapag-Lloyd-Familie gehören über 13.000 Mitarbeiter in fast 130 Ländern der Welt. Die Größe und Internationalität unseres Unternehmens spiegelt sich in einer Vielzahl von Kulturen, Gewohnheiten, Gebräuchen und Normen wider. Obwohl wir ein einziges Unternehmen sind, schätzen wir unsere Unterschiede. Wir glauben, dass das Verständnis der Menschen und ihrer Hintergründe entscheidend für unser Wachstum als Individuen und als Gemeinschaft ist. Und wir betrachten unsere vielfältige Belegschaft als ein Geschenk, das allen ein besseres Gefühl des Zusammenhalts vermittelt, was wiederum eine positivere und offenere Unternehmenskultur fördert.

In unserer Newsportal-Serie "We are Hapag-Lloyd" möchten wir Ihnen eine Vielzahl von Stimmen vorstellen, von denen einige oft in der Gesellschaft verstummen oder unerwartet zu hören sind. Dabei geht es uns nicht darum, eine Position gegenüber einer anderen zu kritisieren oder zu fördern, sondern ein Forum zu schaffen, in dem neue Stimmen zu hören sind. Unsere Serie soll zum Nachdenken und zur Diskussion der angesprochenen Themen anregen und die Offenheit und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen fördern. Wir sind sehr gespannt auf Ihre Kommentare und Gedanken.

Heute erzählt Lindile Cwele (41) ihre Geschichte. Sie ist Senior Coordinator Finance bei Hapag-Lloyd in Durban, Südafrika.

Lindile, Sie waren ein Kind, als die Apartheid, ein System der institutionalisierten Rassentrennung in Südafrika, Anfang der 90er Jahre endlich endete. Erinnern Sie sich an irgendwelche Probleme im Zusammenhang mit der Apartheid?

Nein. Ich wurde im Süden des Landes in einer sehr ländlichen Gegend geboren. Die überwältigende Mehrheit unserer Bevölkerung war schwarz und nur wenige Farmer oder Ladenbesitzer waren weiß. Ich kann mich an keine Rassendiskriminierung erinnern.

Hat sich das geändert, als Sie nach Durban gezogen sind?

Nein, gar nicht. Im Gegenteil, ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Nach der Schule zogen die jungen Leute in eine große Stadt, um einen Job zu finden. Also zog ich nach Durban, um bei meiner Mutter zu sein, die als Hausangestellte bei einer weißen Familie arbeitete. Diese Familie behandelte mich wie ihre eigene Tochter und zahlte sogar für meine College-Gebühren.

Haben Sie jemals persönlich Rassismus erlebt?

Das habe ich. Aber nicht in dem Ausmaß, dass ich mich total diskriminiert gefühlt habe. Die Leute kommentieren teilweise die Kleidung, die ich trage oder auch meine Frisur, aber das ist etwas, wo ich drüber stehe. Ich habe gerade eine Werbung für ein bestimmtes Shampoo gesehen. Sie zeigten eine schwarze Frau mit natürlichem Haar und dem Zitat "trockenes, beschädigtes, krauses und stumpfes Haar" und eine weiße Frau mit glattem Haar und dem Zitat "normales Haar". So etwas ist natürlich respektlos gegenüber schwarzem Naturhaar und durchaus rassistisch, aber solche Produkte kauft man dann halt eben nicht.

Kann man in Südafrika noch rassistische Muster sehen? Und, wenn ja, wo?

Vor allem, wenn es um die Arbeit geht. Die Regierung hat eine Politik des "Broad-based Black Economic Empowerment" (BEE) erlassen, um die wirtschaftliche Teilhabe der Schwarzen zu verbessern. Sie wurde 2003 eingeführt, um alle Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Aber Unternehmen missbrauchen es. Als Schwarzer wird man vielleicht offiziell als leitender Angestellter angestellt, um vom BBE-Status des Unternehmens zu profitieren - aber man macht vielleicht sehr einfache Arbeiten weit unter seinen Fähigkeiten. Unternehmen erhalten einen noch besseren BBE-Status, wenn sie Frauen im Management beschäftigen. Ehrlich gesagt, wenn Sie als Frau eine Führungskraft werden wollen, müssen Sie dreimal so hart arbeiten. Was ich an BEE seltsam finde, ist, dass man nicht sagen kann, ob man einen Job angeboten bekommt, weil man dafür geeignet ist oder um den BEE-Status des Unternehmens zu verbessern. Vor ein paar Jahren sagte ein Kollege zu mir: "Du weißt schon, dass du diesen Job wegen BEE angeboten bekommst, oder?" Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte oder nicht. Und noch schlimmer: Ich habe nichts dagegen unternommen. Das ließ mich an meinen Fähigkeiten als Schwarze Frau zweifeln.

Ist es schwieriger für Schwarze eine angemessene Arbeit zu finden?

Ich denke schon. Wir haben 52 Millionen Einwohner, und 58 % davon sind Schwarze. Warum sind Minderheiten immer noch viel erfolgreicher bei der Arbeitssuche als wir? Ich glaube, dass das immer noch von der Apartheid kommt, und dass die Regierung sich gar nicht richtig darum kümmert.

Sind Sie gegen Quoten?

Nein, das bin ich nicht, denn sie helfen uns in der Regel. Aber schauen Sie sich zum Beispiel den Sport an. Per Gesetz müssen Fußball- oder Rugbymannschaften eine Anzahl schwarzer Mitglieder enthalten. Aber wäre es nicht besser, die allerbesten Leute zu nehmen, statt auf die Hautfarbe zu schauen? Wäre es also nicht fair, einem Schwarzen einen Job zu geben, wenn er oder sie genauso qualifiziert ist wie jeder Weße?

Wie können die Südafrikaner dies überwinden?

Indem sie klug wählen. Die derzeitige Regierung kümmert sich nur um sich selbst und macht sich die Taschen voll. Wir müssen das stoppen. Wir brauchen Politiker, die sich um das Volk kümmern und nicht um sich selbst. Das ist leider ein Problem in ganz Afrika.

Wir sind auf das Gespräch gekommen, nachdem Sie das Interview mit Hapag-Lloyd-Mitarbeiter Gorm Laursen aus Atlanta/USA gelesen haben. Sie sagten, Sie waren sehr berührt davon.

Ja, es war sehr emotional zu lesen. Und ich konnte es nicht bis zum Ende lesen. Ich denke, dass es in unserem Land viel weniger Rassismus gibt als in den Vereinigten Staaten. Wir haben eine Menge aus unserer dunklen Vergangenheit gelernt. Die meisten der Rassisten des alten Südafrikas sind tot und weg. Wir sind ein neues und anderes Land. Heute sind unsere Schulen total gemischt, und es macht mich sehr stolz, weiße Kinder zu sehen, die Zulu sprechen und Zulu-Tänze einüben. Die Kinder werden dazu erzogen, die Kultur des anderen zu verstehen.

Sie scheinen also kein Opfer von Rassismus zu sein...

Nein, ganz und gar nicht. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine Frau, die im Leben viel erreicht hat. Ich musste mir den Arsch abarbeiten, als ich jung war. Meine Mutter musste ihre häusliche Arbeit aufgeben, um meinen Neffen aufzuziehen, weil seine Mutter bei der Geburt verstarb. Also musste ich den Job meiner Mutter übernehmen, um das neue Baby und die Familie zu Hause zu unterstützen. Aber ich habe meine Träume und Ambitionen nie aufgegeben. Ich habe von Montag bis Freitag gearbeitet und samstags studiert. Heute bin ich glücklich, für ein internationales Unternehmen mit hohem Ansehen zu arbeiten. Ich bin eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Und wissen Sie was? Ich bin verdammt stolz darauf, wie weit ich es bis heute gebracht habe.

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