Einer der beliebtesten Speisefische weltweit ist der Pangasius. Der Süßwasserfisch aus Südostasien überzeugt vor allem durch sein mildes Aroma. Meist gezüchtet in Aquakulturen, ist er ein wahrer Export-Schlager, wie das Beispiel von Hung Ca aus Vietnam zeigt
Pangasius ist sein Leben. Schon als Kind war Tran Van Hung fasziniert von diesem Süßwasserfisch aus der Familie der Welse, der das Mekongdelta in seiner Heimat Vietnam, aber auch Flüsse in Thailand, Laos und Kambodscha besiedelt.
Wir besuchen Hung in einer seiner Fabriken – rund drei Autostunden entfernt vom Wirtschaftszentrum Vietnams, Ho-Chi-Minh-Stadt. Hung war 17, als er seine erste Fabrik Anfang der 70er-Jahre gründete, seitdem ist sein Firmenimperium ständig gewachsen. Heute managt er gemeinsam mit seinen drei Kindern 14 Produktionsbetriebe. Der Großteil widmet sich der Verarbeitung von Pangasius, andere der Herstellung von Fischöl oder Fischmehl, aber auch der Verarbeitung von Obst und Gemüse.
Hung führt uns durch den Verarbeitungsbereich für die Fische. Hier verarbeiten 6.000 Frauen und Männer im Schichtbetrieb täglich rund 400 Tonnen Pangasius. Fast jeden Tag verlassen zwanzig 40-Fuß-Reefer-Container voller portionierter Pangasiusfilets das Werksgelände. Einige der weißen Container tragen auch das Hapag-Lloyd-Logo.
„Rund 40 Prozent unserer Exporte gehen nach Europa, rund 30 Prozent in den Mittleren Osten und weitere 30 Prozent nach Lateinamerika. Den nordamerikanischen Markt müssen wir uns noch erschließen, aber wir sind zuversichtlich, dass unser Pangasius demnächst auch in den USA und Kanada auf den Tisch kommt“, sagt Hung. „90 Prozent unserer Exporte sind Filets, 10 Prozent werden unfiletiert ausgeliefert. Und jeder Markt hat verschiedene Bedürfnisse: In Europa zum Beispiel liebt man eher kleine, im Mittleren Osten steht man mehr auf große Portionen.“
Wir starten unseren Gang durch die gigantischen Hallen. Es ist hell und kalt. Rund eine Million Fische werden hier Tag für Tag lebend angeliefert, vor Ort in Eiswasser betäubt und dann binnen kürzester Zeit filetiert, enthäutet, gewaschen und tiefgefroren. Jeder Handgriff sitzt. Aus einem Fisch zwei Filets herauszuschneiden: eine Sache von nur 15 Sekunden. Mit einer achtlosen Handbewegung fliegen die Überreste – Kopf und Gräten – in einen großen Behälter. Später wird daraus Fischmehl produziert. Der Weg vom lebendigen Pangasius zum tiefgefrorenen und verpackten Filet dauert lediglich rund 30 Minuten. Am Ende der Halle stehen die Kisten bereit für den Abtransport, fertig beschriftet für den jeweiligen Markt – in diesem Fall für Deutschland. Draußen vor der Fabrik stehen schon zwei 40-Fuß-Reefer-Container bereit: In wenigen Stunden schon werden sie den Hafen erreichen und von dort aus ihre Reise nach Hamburg antreten.
Die aktuellen Herausforderungen durch gerissene Lieferketten machen Hung nicht unruhig: „Selbstverständlich sind auch wir von den operativen Problemen in der Schifffahrtsbranche betroffen“, sagt er. „Allerdings haben wir hier ausreichend Lager- und Gefrierkapazitäten, sodass wir abgesichert sind, sofern kurzfristig keine Schiffskapazitäten zur Verfügung stehen oder Hafenanläufe gestrichen werden. Und natürlich brauchen wir eine Reederei, die unsere Anforderungen kennt und sie entsprechend bedient. Deshalb setzen wir anhaltend auf Hapag-Lloyd.“
Zwei Stunden entfernt in der freien Natur. 34 Grad Außentemperatur. Hung führt uns zu einer unübersehbar großen Landschaft von Teichen – jeder einzelne mit rund einer Million Fische gefüllt. Auf der ruhenden Oberfläche wird es plötzlich unruhig. Hunderttausende Pangasien setzen sich in Bewegung. Aus großen Säcken gleitet das Futter in den Teich. Es beginnt ein lärmendes Chaos, ein minutenlanger Kampf. Fischkörper springen aus dem Wasser, klatschen aufeinander. Fischmäuler öffnen sich gierig und versuchen einen Brocken aufzuschnappen.
Hung lächelt und freut sich am Anblick seiner fressenden Fische. Der Pangasius hat ihn reich gemacht. Rund 500 Millionen Dollar ist sein Unternehmen heute wert. Wird er verkaufen? „Nein, niemals.“ Er wird weitermachen, auch wenn er sich nach so vielen Jahren längst hätte zurückziehen können. „Der Pangasius ist mein Leben“, sagt er und legt die rechte Hand auf sein Herz.
Jetzt will er nach Hause. Am Abend wird er wieder gemeinsam mit seiner Familie essen. Pangasius natürlich – wie jeden Tag.